Über 88.000 Posts sind unter diesem Hashtag auf Instagram zu finden. In den vergangenen Wochen dürften da so einige dazugekommen sein. Ich gebe zu: Ich verwendete den Hashtag nie, denn ich konnte nichts damit anfangen. Laufen ist Leben? Und wenn man nicht läuft, lebt man nicht oder hat kein Leben? Hm. Das waren jedenfalls meine Gedanken dazu vor dem großen Shutdown. Vor der Corona-Krise, die die Welt für immer verändern sollte und auch meine kleine Läuferwelt gehörig auf den Kopf gestellt hat.
„Es sind keine Outdoor-Veranstaltungen über 500 Teilnehmer erlaubt.“ Bumm. Der Traum von der geplanten Bestzeit beim Halbmarathon im Wiener Prater zerplatzt mit dieser Verordnung der österreichischen Bundesregierung Anfang März wie eine Seifenblase. Ich komme gerade vom Laufen nach Hause, als ich die Nachrichten höre. Im ersten Moment ist mir zum Heulen zumute. Dann reiße ich mich zusammen, denn das große Ziel, der Vienna City Marathon (VCM) am 19. April ist noch nicht abgesagt. Mein Verstand sagt mir an dem Tag, dass das nicht lange so bleiben wird. Und tatsächlich. Noch nicht einmal 24 Stunden später ist es soweit: Baba VCM, wie man in Wien sagt. Aus der Traum vom Marathon. Die Absage ließ mich kurz in ein Loch fallen. Über 1.000 Trainingskilometer für nichts? Tschüss Form meines Lebens? Und jetzt?
Im Motivationsloch?
Was dann tatsächlich gekommen ist, war weder Frust noch Ärger über die Absagen, sondern Dankbarkeit. Unendliche Dankbarkeit im Zuge der Ausgangsbeschränkungen, die nur wenige Tage später in Kraft traten, trotzdem laufen zu können. Weiterhin frühmorgens die Schuhe zu schnüren und meine Runden zu ziehen. Nach Lust und Laune. Mal kürzer, mal länger, mal langsam, mal schneller. Motivationsloch? Nicht wirklich. Weit und breit keine Ziellinie in Sicht und dennoch weiterlaufen – wozu eigentlich? Die Liebe zum Laufen ist es, die mich das ganze Jahr über antreibt. Auch ohne Ziel und ohne Bestzeiten. An dieser Stelle möchte ich die Wüstenultraläufer Rafael Fuchsgruber und Tanja Schönenborn aus ihrem Buch „Wer die Wahl hat, liebt die Qual“ zitieren: „Man sollte das Laufen lieben. Nicht die Ergebnisse, den Erfolg, die Zustimmung – es geht um das Laufen selbst.“
That’s it! Laufen ist Bewegung, Freiheit, mich spüren, glücklich sein, die Natur genießen, abschalten, Zeit für mich haben, den Kopf frei bekommen, kreative Ideen haben und nicht zu vergessen: Leidenschaft. Mehr denn je habe ich das in den vergangenen Wochen zu schätzen gelernt. Seither verwende ich auch den Hashtag. Denn ja, Laufen ist Leben. Es ist für mich die schönste Nebensache der Welt. Die Hauptsache ist Gesundheit. In diesem Sinne: #laufenistleben und #staysave